Rock & Pop

Spider Murphy Gang

Spider Murphy Gang - 07.10.2021

IMG 1979 hat die Gang endlich ihren ersten Plattenvertrag in der Tasche. Produzent Harald Steinhauer, der im "Memoland" hellhörig wird, fädelt die Aufnahmen bei einer Major Company ein. Kurioserweise schnürt die "Hausband" der Münchner Szene ihre "Rock´n´Roll-Schuah" ausgerechnet bei der Kölner EMI. "Die LP entstand in zwei Wochen - samt Mix", erinnert sich Barny an diese Ära ohne Tricks und hochgezüchtete Digitaltechnologien. Bald versteht man den Bayern-Slang der Gang, die 1980 erstmals auf eine "richtige" Tour geht, überall: Ob in angesagten Treffs wie der "Alten Burg" oder der "Drehleier" in München oder in der Regensburger Uni-Mensa, wo das Publikum Tische und Stühle zu Kleinholz tanzt. "Alle hatten Blut geleckt - nur wir nicht", umschreibt Barny die gespannte Atmosphäre bei den Sessions zur zweiten LP im "Rainbow"-Studio. Trotzdem macht der "Skandal um Rosi" nicht sofort die Runde. Mundart-Rocker wie Wolfgang Niedeckens BAP oder Zeltinger werden zwar bundesweit populär, doch die Spiders-Crew misstraut schnellen Trends. Weil auch Nordlichter den Text verstehen sollen, wird "Skandal im Sperrbezirk" als Trailer der LP "Dolce Vita" (1981) ausgekoppelt. "Pech war nur, dass die Single nirgends lief", sagt Günther. Beim Bayerischen Rundfunk ist die heiße Nummer sogar total tabu. Denn da geht's - unerhört - um "Nutten", die sich vor den Toren der Weltstadt mit Herz frustriert die Füße platt treten, während ihre beliebte Kollegin Rosi (Tel.: 32 16 8) ungeniert im von der "Sitte" überwachten "Sperrbezirk" Hochkonjunktur hat. Mittlerweile können den "Skandal" wohl (nicht nur) mehr Bayern auswendig mitsingen als ihre stolze Nationalhymne: "In München steht ein Hofbräuhaus, doch Freudenhäuser müssen raus..." Party-Power pur - das ist es, was die Fans wieder und wieder wollen. Drei, vier Nummern - und die Post geht ab. Eigentlich könnten die Münchner ihr Set längst instrumental abspulen, denn das riesige Stammpublikum kennt jede Melodie, jeden Refrain, jede Geste der Gang. Und irgendwie, irgendwo, irgendwann sind diese Rock´n´Roll-Rituale zum Kult geworden. Und jetzt: Mit der BMG-CD "Radio Hitz", einer neuen Serie von Shows im "Krone", prominenten Gästen, der nächsten TV-Rocknacht rund um die unendliche Geschichte der Gang und unzähligen Tour-Dates drehen die Münchner 25 Jahre nach ihrem Start wieder mächtig auf. Lange hat sich "Hit-Man" Günther Sigl in seinem kleinen Studio und unterwegs hinter den Bühnen zurückgezogen, an mehr als 30 Ideen gefeilt und dann mit dem Team um Harald Steinhauer ein rundes Dutzend Songs eingespielt, die geprägt sind vom ganz speziellen Slang der Gang.